Was ist Yoga?

ViennaYoga by Michéle • Nov. 22, 2017

Intelligentes Workout? Lehre, Philosophie, Körperschulung - Leben?

Ob als intelligentes Workout, sanfte Therapieform oder ethisch-philosophischer Lebensstil. Ob als spirituelle Lebens-Erfahrungs-Erweiterung oder als Quelle des Vergnügens. Ob zur Freude, der Lust an Bewegung des Körpers und Geistes. Yoga kann aus vielen Gründen, von jedem, jederzeit und überall, in jedem Alter praktiziert werden.

Yoga ist
im Grunde eine Übungsmethode um zu einer befreienden Selbsterkenntnis zu finden und wirkt auf 3 Ebenen :

  1. für ein Leben in Harmonie mit sich und der Umwelt
  2. für die Ergründung der in-sich schlafenden Fähigkeiten
  3. für die Verwirklichung des wahren Selbst

In diesem kurzen Beitrag möchte ich dir anhand der Yoga-Sutren von Patanjali verraten, was alles Yoga ist. Die Yoga-Sutren beruhen auf den Begriffen der 'samkhya-Philosophie' - ein dualistisches Philosophie-System mit den beiden Prinzipien Bewusstsein (purusa) und Natur (prakrti). Über die 4 Philosophie-Systeme des Yogas werde ich in einem gesonderten Beitrag berichten.Zudem beschäftigt sich das Yoga-Stura meiner Erfahrung und Interpretation nach mit Raja, Jnana und Hatha Yoga . Das heißt es gibt hierin eine Vermischung und Integration dieser 3 Aspekte oder Weisen, die das Yoga-System von Patanjali ausmachen.

Yoga kann in 6 Aspekte unterteilt werden:

  1. Jnana Yoga - der Yoga des Wissens beruht auf Selbstbefragung, Reflexion, philosophischer Analyse
  2. Raja Yoga - der Yoga der Geistbeherrschung, hierzu wird Patanjali mit den Yoga-Sutren zugeordnet
  3. Bhakti Yoga - der Weg der Hingabe zu Gott, ist eine religiös-orientierte Praxis
  4. Karma Yoga - der Yoga der Tat, beruht auf dem selbstlosen Dienst und der Spiritualisierung des ganzen Lebens (nicht mit Karma-Lehre ansich zu verwechseln)
  5. Hatha Yoga - der Yoga der Körperschulung, das im Westen bekannteste und am häufigsten praktizierte Yogasystem mit den Hauptteilen: asanas (Körperübungen), pranayama (Atemübungen), savasana (Tiefenentspannung) und oft mit eingebunden sind Ernährungsratschläge und Meditationsgrundübungen
  6. Kundalini Yoga - der Yoga der Energie, arbeitet sehr intensiv mit Chakren

Das Wort 'Yoga'

Das Wort 'Yoga' aus dem Sanskrit, kann mit 'Verbindung' oder 'zusammenfügen' übersetzt werden. Yoga meint damit in einem Zustand zu sein, indem Körper, Geist und Seele vereinigt, also verbunden sein sollen. Yoga ist sohin nicht nur die körperliche Yoga-Praxis in der man unterschiedliche Yoga-Posen aneinanderreiht. Ist der oben genannte Zustand erreicht, ist der Geist ruhig, die Wahrnehmung klar und ein Gefühl der Einheit und des Glücks gegeben. Zudem ist Yoga auch eine Philosophie, ein ethischer Lebensstil. Von Patanjali bekommen wir anhand von Sutren (ein 'Sutra' ist ein 'Merksatz', der eine ganze Lehre zusammenfasst) Methoden mit auf unseren Yoga-Weg , mit dessen Hilfe man den zuvor genannten Zustand erreichen kann. Eine dieser Methoden ist das Einüben von Asanas (Yoga-Posen, Körperhaltungen), eine andere das kontrolliere Atmen oder eine weitere die Meditation. Insgesamt sind es 8 Schritte oder Glieder, die zum Ziel führen. Zu einem Leben in Freiheit und Unabhängigkeit von inneren und äußeren Zwängen. Mit dem Weg des Yoga gehen wir von außen nach innen und lernen uns selbst zu erforschen, uns selbst kennen sowie unsere Grenzen auszuweiten.

Begleite mich auf diesen Weg

Es gibt viele gute Abhandlungen über Patanjalis Yoga-Sutren. Dies hier wird keine. Nur eine kurze Einführung, ein Anriss dessen, worum es geht. Um eine Vorstellung davon zu bekommen womit wir es zu tun haben, wenn wir Yoga praktizieren.

Vielleicht ist es für einige von euch jedoch auch Anregung tiefer in die Thematik einzutauchen.

Wie das Wort Yoga in seiner Übersetzung schon ausdrückt, geht es um eine Verbindung aller Methoden (Sutren) und einen lebenslangen Weg in den wir diese integrieren und sie praktizieren. Aus dieser Verbindung kann ein Verständnis für unser waches Bewusstsein erlangt werden. Unser nicht bewusst wahrgenommenes Bewusstsein ist alltäglich und unentwegt damit beschäftigt, die Tätigkeiten unseres Geistes zu sortieren. Alles was auf uns einströmt wird verarbeitet, abgewandelt, umgewandelt, erneuert. Jeder Gedanke wird durch die Verknüpfung mit anderen immer komplexer und wir sind mit dem Denken und Gedanken-sortieren dauerbeschäftigt. Eine wesentliche Eigenschaft unseres Geistes ist es lt. Patanjali, dass er sich schwer tut, sich fast dagegen verwehrt, im 'Hier und Jetzt', in Ruhe zu verweilen. Viel mehr ist er rastlos und mal in der Vergangenheit, mal in der Zukunft. Mit allen Sinneseindrücken beschäftigt er sich gleichzeitig mit den verschiedensten Dingen. Zugleich interpretiert er alle Erlebnisse, Wahrnehmungen und Gedanken anhand von Mustern, Gewohnheiten, Erfahrungen und Konditionierungen, die er im Verlauf seines Daseins erlernt, gespeichert und sich durch Wiederholungen angewöhnt hat (unabhängig von richtig oder falsch, gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm). Das ist die Natur unseres Geistes, das ist seine Aufgabe.

Es ist nicht das Ziel den Geist auszuschalten!

Manchmal wird uns das alles zu viel. Wir fragen uns wie wir den Wirrwarr zur Ruhe bringen können und was wir sinnvolles davon für uns nutzen könnten. Aber allein schon das Aussortieren dessen, was sinnvoll wäre und was sinnlos, scheint uns zu überfordern und mit neuen Fragen zu konfrontieren. Der Wirrwarr wird dichter. Unser Bewusstsein arbeitet unbewusst und rastlos vor sich hin.

Wie also stoppen wir diese unbewussten Kreislauf, diese Gedankenraserei, diese Verwirrungen des Geistes? Mit denen wir uns selbst daran hindern, Dinge wahrzunehmen, wie sie sind, sowohl innerlich, wie äußerlich? Die wahre Essenz von allem und vor allem von uns selbst, bleibt in dem Wirrwarr hinter dunklen Nebelbänken verborgen. Wir können nichts mehr erkennen, wir sind unser selbst nicht (mehr) bewusst.

Wer bin ich eigentlich? Wohin führt das alles? Was will ich eigentlich? Bist du das was andere in dir sehen? Bist du das was du möchtest, dass andere in dir sehen? Passt das was du sein willst, mit dem wer du bist zusammen?

8 steps to goal!

Die Yoga-Sutren leiten uns in 8 Schritten (mit insgesamt 195 Sutren) an. Sie zeigen uns, wie wir unsere selbst geschaffenen Hindernisse aus dem Weg räumen können um frei zu werden. Wie in der modernen Psychologie wird hierbei die Funktionsweise des Geistes beschrieben und welche Hindernisse, Schwierigkeiten und Störungen im Geist auftreten können, die Selbsterkenntnis und reflektiertes Handeln verhindern. Sie sind wie ein Tuch, das wir dazu verwenden dürfen, um unsere neblig-beschlagene Brille zu reinigen, um (wieder) klar sehen zu können. Um zu erkennen, wer wir sind. Das Ziel im Yoga ist es, dieses Wirrwarr zur Ruhe zu bringen um eine freie Sicht auf uns selbst zu bekommen. Mit Yoga lernen wir zu sehen. Yoga ist somit eine Art Selbstfindungslehre. Yoga ist somit auch Philosophie und Psychologie in einem.

Das (erste) Ziel ist : ' citta vritti nirodha ' (citta: der Geist, vritti: die Bewegungen, nirodha: das zur Ruhe bringen).

Hier nun die 8 Schritte (auch Glieder genannt), die helfen zum Ziel zu gelangen:

  1. Yama : der Umgang mit der Umwelt (Verhaltensregeln, Ethik)
  2. Niyama : der Umgang mit sich selbst
  3. Asana : der Umgang mit dem Körper (Körperübungen/-haltung - leicht und stabil)
  4. Pranayama : der Umgang mit dem Atem (Atemkontrolle, -übungen und -techniken)
  5. Pratyahara: der Umgang mit den Sinnen (die Wahrnehmung nach innen bringen, die Sinne die sonst das Außen nach Innen leiten, umkehren)
  6. Dharana : der Umgang mit dem Geist (Konzentration, geistige Aufmerksamkeit)
  7. Dhyana: Meditation (geistige Ruhe, Wachheit, Klarheit)
  8. Samadhi : Innere Freiheit

Yoga praktizieren heißt Yoga leben

Diesen Weg zu beschreiten, ist eine Lebensaufgabe. Yoga wird nicht nur in einem Yoga Studio oder auf der Matte praktiziert.
Yoga zu praktizieren heißt Yoga zu leben.

Yoga ist die Bereitstellung von Methoden/Werkzeugen/Techniken zur Erkenntnis deiner Selbst und Befreiung deines Geistes. Oder mit anderen Worten:

Yoga = eine Anleitung zum Glücklichsein und der Weg zur unermesslichen Freude.

Häufig wird davon ausgegangen, dass Yoga ausschließlich 'Asanas' (3. Glied - Körperübungen) ist. Finde mit Hilfe meiner Blogbeiträge, meinen Seminaren, Workshops oder auch Trainings heraus, was alles mehr in Yoga steckt!

Komm mit auf eine spannende, inspirierende, erhellende Reise zu dir Selbst. Und begleite mich hierfür bei meinen Yoga-Philosophie Workshops.

In diesem Sinne: Namaste meine Lieben. Eure Michéle


Dies als mein 'Mini-Anriss' zu dem, was Yoga ist. In meinem weiteren Beiträg enfolgt mehr zu dessen Verständnis.

Was bedeutet Yoga für dich? Ich freue mich über deinen Kommentar, deine Interpretation und deine ganz persönliche Bedeutung von Yoga.


Literaturhinweis:
P. Y. Deshpande, Bettina Bäumer: Die Wurzeln des Yoga. O.W. Barth Verlag, Bern, Neuausgabe 2010
Eckard Wolz-Gottwald: Yoga-Philosophie-Atlas. Via Nova Verlag, Petersberg, 5. Aufl., 2016
Eckard Wolz-Gottwald: Yoga-Weisheit leben. Philosophische Übungen für die Praxis. Via Nova, Petersberg, 2. Aufl. 2014
Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute. Verlag Via Nova, Petersberg, 6. Aufl. 2016

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