Meditation:
Werkzeuge, Techniken, Inhalte, Anleitungen
Meditation beginnt
spätestens ab Pranayama
(der Umgang mit dem Atem
, in
Form von: Atemkontrolle, -übungen und -techniken, Dehnung des Atemvolumens).
Geht weiter über Pratyahara
(der Umgang mit den Sinnen
, im
Sinne von: die Wahrnehmung nach innen bringen
, die Sinne, die sonst das Außen
nach Innen leiten, umkehren).
Werkzeuge und Inhalte der Meditation
Jedoch die 3 letzten Glieder des 8-fachen-Pfades (aus
dem Raja Yoga - astangas = 8 Glieder):
- Dharana
: der Umgang mit dem Geist (Konzentration, geistige
Aufmerksamkeit, kontinuierliche Ausrichtung des Bewusstseins auf einen
Gegenstand)
- Dhyana
: Meditation (geistige Ruhe, Wachheit, Klarheit, stabiler
Bewusstseinsfluss auf einen Gegenstand – das halten einer stabilen Beziehung zu
einem einzigen „Gegenstand“ ohne jegliche Zerstreuung)
- Samadhi
: Innere Freiheit (Einswerdung Subjekt/Objekt)
Sie sind die Werkzeuge einer jeden Meditation
. Diese
letzten 3 lassen sich unter anderem auf die Atemkontrolle ( Pranayama
), auf
Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen ( Pratyahara), auf die Übung mit dem
Körper ( Asanas
), den Umgang mit uns selbst und anderen ( Yama
und Niyama
) und
viele weitere ‚Gegenstände‘ als ihr Inhalt und Ausrichtung
(der
Meditation) anwenden.
Die 3 Schritte der Meditation sind
- Entspannung (oft begleitet oder
eingeleitet durch Atem übungen
)
- Konzentration (oft begleitet und
erlangt über Atem beobachtung
, über Zählübungen udgl. – Dharana)
- Meditation (oft begleitet oder
eingeleitet durch Visualisierungsübungen - Dhyana)
Um zum ‚Ziel‘ Samadhi zu gelangen (reinster, meditativer Zustand).
Ohne Konzentration, ohne Schulung und Kontrolle des
Geistes (Dharana) ist keine Meditation möglich!
Das ist zumindest mein
persönliches Dogma aus meiner langjährigen diesbezüglichen Erfahrung.
Überlegungen bzw. was du wissen solltest bevor du
mit der Mediation beginnst:
- Vertrauen/Beziehungen
: Meditation
geschieht nicht ohne Beziehungen, in völliger Isolierung, ohne Austausch mit
anderen – unabhängig davon wo du meditierst. Das Bewusstwerden der
Verbundenheit (mit allem) schenkt uns Schutz und inneren Frieden.
- Zuwendung zu anderen
: Am
Ende jeder Sitzung sollte noch ein wenig Zeit sein, um die positive Energie,
bewusst nach außen zu richten. Sende Wärme, Licht, Liebe in den Raum und stelle
dir vor, dass andere davon berührt werden. Sende Mitgefühl, Verstehen, Geduld
mit anderen. Deine Absichten kommen wie ein Echo zu dir zurück.
- Motivation
: Mache dir vor
jeder Sitzung klar, warum du meditierst. Warum du dir die Zeit zur Zentrierung
und Harmonisierung nimmst. Z. B.: Schmerzen lindern, glücklich sein, Frieden
finden, Kraft schöpfen, Entspannung und Ruhe, Klarheit verschaffen…
- Selbstbeobachtung
: Während
der Meditation gehen wir durch verschiedene Phasen. Während der gesamten
Sitzung sollte die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung angewandt werden, um zu
überprüfen, ob wir noch das tun, was wir tun wollten – so merkt man ob die
Aufmerksamkeit abschweift.
- Umsetzung in den Alltag
: Lasse
die Gefühle aus deinen Meditationen immer wieder bewusst in deinem Alltag wach
werden. Jede Aktivität des Alltags kann genutzt werden um den Geist zu
trainieren, Konzentrationsfähigkeit zu stärken, Bewusstsein zu erweitern,
Freundlichkeit gegenüber Mitmenschen zu praktizieren.
Der Schlüssel zum Erfolg: Üben und Loslassen – die 2
Seiten einer Medaille
Zum Üben
zählt Dharana und zum Loslassen
zählt Dhyana. Erst
in der Verbindung beider, kann Samadhi erlangt werden.
Es ist wichtig, deine Balance
zu finden
- zwischen festhalten einer starren, starken Konzentration
(Geist wird unruhig) und einer völligen Entspannung
(einschlafen,
Unbewusstheit).
Meditation kann also als Sammlung, Loslassen und Einung
bezeichnet werden.
Sammlung durch Intentionalität (samyama)
Beispiele
> praktische Mediation-Anleitungen
Zusammengestellt
aus meiner persönlichen Praxis:
- Innere Beobachtung / Gedanken
- Aufmerksamkeit auf Atmung
- Bleibe bei der Atmung, deine
Gedanken werden automatisch irgendwann abschweifen
- Beobachten der Gedanken:
- wenn Gedanken in die Vergangenheit
schweifen > klopfe auf dein linkes Bein: sage dir innerlich ‚Erinnerung‘
- Komme zurück zur Atmung
- wenn Gedanken sich in die Zukunft
richten > klopfe auf dein rechtes Bein: sage dir innerlich ‚Fantasie oder
Plan‘
- Komme zurück zur Atmung
- Ziel: den Prozess unserer
Gehirntätigkeiten zu beobachten, ohne sich mit dem spezifischen Inhalt der Gedanken zu identifizieren (Achtsamkeits-Meditation)
- Stelle dir vor, dein Bett steht
in einer großen, leuchtenden Lotusblüte oder Lichtpavillon
- Dieser Raum ist mit heilendem,
regenerierendem Licht gefüllt, das während des Schlafens in dich einströmt
- In diesem Licht bist du von allen
störenden Einflüssen von außen geborgen, es zieht alle positiven Energien aus
dem Universum an
- Ziel: in völliger Ruhe und
Geborgenheit in den Schlaf und in das Unbewusste einzutauchen und dabei alle
negativen, ängstigenden Gedanken loszulassen (Visualisierungs-Meditation)
- Konditionierung/inneres Bild
- Entspannen, Konzentrieren/Atem
- Gedanken ziehen lassen, Sinne nach
innen richten (Herzschlag)
- Intentionale Ausrichtung auf
deine Affirmation (ein von dir gewählter Glaubenssatz)
- Beobachten wie ein inneres Bild
dazu entsteht
- Versuche zu verstehen, ohne dir
Gedanken darüber zu machen
- Bleibe so lange wie möglich mit
stabilem Bewusstseinsfluss auf deine Affirmation ausgerichtet
- Ziel: Selbstkonditionierung zum
Beispiel für Erfolg, Mut, Gelassenheit und Geduld (Affirmations-Meditation)
Verschiedenste Meditationstypen/-varianten
Es gibt unzählige Meditationen - hier einige Beispiele:
- ‚ Vipassana-Meditation
‘ in der es
darum geht, sich in die Beobachterrolle hineinzubegeben, um mehr und mehr
festzustellen, dass man selbst der Beobachter von allem ist und nicht das
Beobachtbare (also nicht der Mensch, der hier denk, handelt, fühlt sondern das
Bewusstsein dahinter).
- ‚ Affirmations-Meditation
‘ (Worte
haben Macht) bei dieser Form der Meditation werden Sätze/Glaubensätze
wiederholt (ähnlich einer Mantren-Meditation)und eventuell auch visualisiert (Visualisierungs-Meditation).
- ‚ Yoga-Nidra
‘ ist eine
Form der geführten Achtsamkeitsmeditation mit dem Fokus der völligen
körperlichen Tiefenentspannung und zum Lösen von Blockaden. Einzelne
Körperteile werden der Reihe nach wahrgenommen.
- ‚ Geh-Meditation
‘ - Vor allem für
zwischendurch geeignet, da jederzeit und überall anwendbar oder wenn längeres
Sitzen schwer fällt. Es wird das Bewusstsein auf die Erfahrung der Bewegung
gelenkt. Formen der 'Meditation-in-Bewegung' sind auch für z. B. eine Wiederholung von Asana-Gruppen (z. B. Sonnengruß) möglich.
Praktisches, detailliertes Anleitungsbeispiel für eine ‚Konzentrations/Visualisierungs-Meditation‘
Dieses Beispiel ist zur Aktivierung deines Solarplexus-Chakras - Dauer
mind. 30 Minuten (zusammengestellt aus meiner persönlichen Praxis)
1) Vorbereitung
- Bequeme Kleidung
- Anfangs ein möglichst ruhiger Ort
- Handy oder sonstige Störfaktoren
ausschalten
- Meditationskissen, Block, odgl.
- Aufrechter Sitz
- Hände entspannt auf die Knie
legen
2) Loslassen (Entspannen)
- Spanne alle deine Muskeln fest an
(inkl. Gesichtsmuskel, Schulter hoch, Faust machen, …)
- Atme ein, halte die Anspannung
- Atme aus, lass alles los
- Nimm einige Atemzüge lang den
entspannten Zustand wahr
- Wiederhole diese Übung 3-5 mal
3)
Pranayama
(aktiv)
- Wähle eine Pranayama-Übung
(verlinken)
- z.B. die „Volle-Yoga-Atmung“ >
Ein- und Ausatmen 3-teilig, je beginnend in Bauch> Rippenbögen> Brustbein
- Wiederhole die Übung 5-10 mal bis
du eine angenehme innere Ruhe wahrnehmen kannst
4)Atembeobachtung
(passiv)
- Lasse deine Atmung nach ihrem
natürlichen Atemrhythmus fließen
- Beobachte deine Atmung (passiv)
- Beobachte deinen Körper beim
Atmen (Brustkorb, Bauch, udgl.)
- Stelle dir vor, wie du einatmend
frische Energie aufnimmst und ausatmend allen Ballast loslässt
5)Umgang
mit Gedanken
- Es ist ganz natürlich, dass dir
Gedanken kommen während du eigentlich versuchst nur auf deine Atmung zu achten
(passiv)
- Verwehre dich nicht dagegen, nimm
sie wahr, lass sie gehen
- Kehre wieder zurück zur
Beobachtung deines Atems
6)
Pratyahara(Umgang mit den Sinnen)
- Nimm deinen Herzschlag wahr
- Richte all deine Sinne solange
darauf aus, bis du den Puls/die Vibration gut in deiner Brust
- spüren kannst
- Richte den Herzschlag mittig in
deiner Brust aus
- Lass dich vom Pulsieren tragen
7)Konzentration
- Dharana (Umgang mit dem Geist)
- Zähle zum Beispiel eine
Zahlenreihe für dich im Geiste durch (z.B.: 1 bis 10, dann von 10 bis 1
rückwärts, dann 10 bis 20, dann 20 bis 10 rückwärts, dann 20 bis 30, dann 30
bis 20 rückwärts und so weiter bis 100 – immer wenn du dich verzählst, beginnst
du wieder bei 1 bis 10 – sei ehrlich zu dir selbst, es geht nicht darum wie
weit du kommst, sondern darum dich ganz auf das zu fokussieren was du gerade
tust)
- Richte deine intentionale
Aufmerksamkeit auf dein Zählen
- Lasse dabei die Zahlen ruhig
und langsam in dir aufscheinen
8)Dhyana
/ Meditation
- Visualisierung (zum Beispiel:
eines deiner Chakren – in diesem Beispiel dein Solarplexuschakra in Form eines sich drehenden gelben
Lichtwirbels in deinem Bauch oberhalb deines Bauchnabels)
- Lasse dir Zeit und diesen
Lichtwirbel mehr und mehr zu deinem intentionalen Gegenstand werden (reines
Bewusstsein)
- Lasse dieses Bewusstsein mit
deinem pulsierenden Herzschlag körperlich, geistig und emotional eins werden
- Halte eine stabile Beziehung zu diesem
einzigen „Gegenstand“ ohne jegliche Zerstreuung
- Halte deine geistige Ruhe, Wachheit,
Klarheit mit einem stabilen Bewusstseinsfluss auf deinem „Gegenstand“ (gelber
Lichtwirbel in deine Bauch)
- Finde deine Balance
zwischen festhalten
einer starren,
starken Konzentration (Geist wird unruhig) und einer völligen Entspannung
(einschlafen, Unbewusstheit)
Du kannst den Punkt1 aus ‚8) Dyana / Mediation‘ mit
verschiedensten Visualisierungen/Ausrichtungen/Zielsetzungen austauschen.
Je öfter du übst umso länger wird es dir möglich sein,
diesen Zustand zu halten (das kann anfangs nach ein paar Sekunden oder Minuten
schon vorbei sein – lasse dich nicht entmutigen und freue dich über jede
Sekunde dieses ‚Flow-Zustandes‘).
Wie am besten beginnen?
Die einfachste Möglichkeit
mit dem Meditieren zu beginnen
ist sicherlich die, gemeinsam in einer Gruppe
, dich von einer erfahrenen
Meditations-Lehrerin führen zu lassen. In dieser Umgebung lernst
du unterschiedliche Stile und Techniken unter Anleitung
in einem geschützten
Raum kennen und kannst dann nach und nach die für dich geeignetste Variante
finden, die du dann laufend auch für dich, in deiner eigenen, individuellen
Meditationspraxis, anwenden kannst.
Eine andere Möglichkeit wäre es zum Beispiel einen Workshop zum Thema Meditation zu besuchen oder du besorgst dir unterschiedliche Bücher
zu dem Thema und übst kontinuierlich für dich und probierst unterschiedliche
Techniken aus. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn du bei meinen Meditations- und Achtsamkeitsintensivtagen
mitmachst.
Wichtig
ist, dass du zu einer Regelmäßigkeit
bei deiner
Praxis findest. Zum Beispiel 1x pro Woche in einer geführten Gruppe und weitere
2-3x pro Woche für etwa 15-30 Minuten für dich alleine zur Wiederholung des
Gelernten.
Vorteile der Meditation
Du wirst nach einer gewissen Zeit wahrnehmen, welche
Vorteile sich für dich aus deiner Meditationspraxis ergeben und wie sich dein
Leben dadurch zu deinem umfangreicheren Wohlbefinden wandelt.
- fördert eine positive die
Stimmungslage (emotionale Stabilität & positives Denken)
- verbessert die Gedächtnisleistung
- schult die visuelle Aufmerksamkeit
- verbessert die
Konzentrationsfähigkeit
- fördert Achtsamkeit und Geduld
- schult Intuition und
Körperwahrnehmung
- verlangsamt den Alterungsprozess
- führt zu einem erholsameren,
besseren Schlaf
- senkt den Blutdruck und
Cholesterinspiegel
- stärkt das Immunsystem
- und viele weitere mehr
Ich wünsche dir viele inspirierende,
wohltuende Momente bei deiner Meditations-Praxis und freue mich, wenn du mich
auf unserer Reise beim nächsten Beitrag wieder ein Stück weiter begleitest.
In diesem Sinne: Namaste meine Lieben! Eure Michéle.
Ich freue mich wieder auf eure comments, likes and shares.
Literaturhinweis und weiterführende Links:
P. Y. Deshpande, Bettina Bäumer: Die Wurzeln des Yoga. O.W. Barth Verlag,
Bern, Neuausgabe 2010
Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute.
Verlag Via Nova, Petersberg, 6. Aufl. 2016
Eckard Wolz-Gottwald: Yoga-Philosophie-Atlas. Via Nova Verlag, Petersberg, 5.
Aufl., 2016
Osho: Das Buch der Geheimnisse. 112 Meditations-Techniken zur Entdeckung der
inneren Wahrheit. Ankarna Verlag, München, 4. Aufl. dt. Erstausgabe, 2009