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Yin Yoga

ViennaYoga by Michéle • Juli 30, 2018

Yin Yoga – Tiefenwirkung im Körper und ein Weg zur inneren Gelassenheit

Yin Yoga

In unserer Zeit in der der Leistungsdruck stetig wächst, uns die Zeit oft zu schnell zu vergehen scheint. Eine Zeit in der Aufgaben mit denen man heute beginnt, besser schon gestern erledigt gewesen wären und uns das Gefühl gegeben wird bei allem immer schneller werden zu müssen. Gerade jetzt ist eine Yoga Praxis die dieser Zeitwahrnehmung entgegenwirkt, wichtiger denn je.

Warum Yin Yoga?

In der Hektik des Alltags suchen wir nach Auswegen für mehr Freude und Gelassenheit im Leben. Wir sehnen uns danach Anerkennung zu finden. Anerkannt zu werden als diejenigen die wir sind. Ohne ständig noch mehr sein zu müssen. Nach Glück das an keine Bedingungen gebunden ist. Und instinktiv wissen und spüren wir, dass wir die Ruhe, das Glück, die Stille in uns tragen. Dass Beständigkeit, Gelassenheit und Liebe Bestandteile unseres wahres Wesens sind. Warum würden wir uns sonst so sehr danach sehen?

Wie kommen wir nun jedoch dort hin? An den Ort in uns , an dem wir wahres Glück und Ruhe finden? An unsere Quelle der Regeneration und Energie? Um uns aufzuladen für den Alltag. Um ihn mit Gelassenheit und Freude zu meistern und in eine gesunde Balance zu kommen?

Yin Yoga öffnet uns hierfür den Weg.

Meine Yin Yoga Praxis

Beim Yin Yoga werden zumeist Asanas (Yoga-Posen) im Sitzen oder Liegen eingenommen. Alle Bewegungen im Yin Yoga werden ganz bewusst langsam ausgeführt. Das Hineinspüren in den Körper ist eines der Hauptaugenmerke dieser Übungspraxis.

Yin Yoga wird mit entspannter Muskulatur geübt. Dabei liegt der Fokus beim Loslassen und Entspannen. Jede Position wird mit einer inneren Haltung der Achtsamkeit eingenommen.

Die Asanas werden nach einem 3 Schritte Ablauf eingenommen, gehalten und aufgelöst :


  1. Einnehmen der Asana in der je individuell geeigneten Intensität.
    Hier kann als Richtwert für die eigene Intensität mit einer gedanklichen Skala gearbeitet werden:
    die wahrgenommene Dehnungsintensität auf einer Skala von 1 bis 10 sollte bei ungefähr 5-6 liegen.
    D.h. im mittleren Bereich für die maximale Effektivität bei der Übung.
    Ein zu ehrgeiziges Hineinpressen oder -ziehen in eine Dehnung, ist kontraproduktiv. Das angesprochene Bindegewebe verkrampft dabei rasch anstatt sich zu lösen und zu dehnen.

  2. In der Asana angekommen, wird die Muskulatur bewusst entspannt, sodass die Schwerkraft den Dehnungseffekt übernehmen kann. Hierbei werden wir innerlich ruhig. Die gesamte Aufmerksamkeit wird nach innen gerichtet. Es wird tief, ruhig und fließend geatmet während die Position für ca. 3-5 Minuten (Fortgeschrittene halten die Positionen auch 10 Minuten oder länger) gehalten wird.

  3. Mit einer tiefen Einatmung wird danach die Haltung bewusst langsam aufgelöst . Im Anschluss wird in einer Entspannungsposition mit tiefer Achtsamkeit der Wirkung nachgespürt. Danach wird wieder bei Schritt 1 mit der nächsten Position weitergemacht.

Yin Yoga ist eine bewusst ruhige Übungsart und zugleich eine sehr effektive . Die Dehnung wird passiv durch die Schwerkraft unseres Körpers und einem tiefen, entspannten Atemfluss herbeigeführt. Es gibt keine schnellen oder kraftvollen Bewegungen ( Yang-Yoga ). Yin Yoga könnte man als eine meditative Yoga Praxis bezeichnen und eignet sich ebenso als optimale Vorbereitung für eine Meditation.

Vor der Yin Yoga Praxis ist kein Aufwärmen der Muskel erforderlich. Im Gegenteil. Der Effekt ist umso größer, je weniger die Muskeln aufgewärmt sind. Da man mit Yin Yoga die tieferen Schichten im Körper erreichen möchte, kann man mit den Übungen beginnen, ohne sich aufzuwärmen. Bei warmen Muskeln geht die Wirkung zum Großteil direkt auf die Muskeln und damit nicht tiefer.

Yin Yoga wird oft mit Hilfsmitteln (Yoga Props) praktiziert. So kommen z.B. Decken, Blöcke, Polster, Gurte oder auch Faszienrollen und -bälle zum Einsatz. Durch die Props kann die Intensität der Position individuell angepasst werden.

Für wen ist Yin Yoga geeignet?

Yin Yoga hat einen extrem positiven Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Die Praxis kann und sollte von allen Menschen in jeder Altersgruppe praktiziert werden.

Im Yin Yoga wird auf den je individuellen Körperbau Rücksicht genommen. Es geht bei den Positionen nicht um eine äußere Ästhetik, es gibt kein Richtig oder Falsch. Yin Yoga ist eine funktionell orientierte Praxis. Jede/r Übende bekommt Möglichkeiten um die Asana auf dessen ganz eigenen, körperlichen Bedürfnisse anzupassen um damit den größtmöglichen Genuss aus der Praxis für sich ziehen zu können.

Yin Yoga mental und körperlich

Durch die ruhigen Bewegungen kommt auch der Geist zur Ruhe und wir gelangen in eine tiefe Achtsamkeit mit unserem Körper, Gefühlen und Gedanken. Dadurch öffnet sich in uns ein Prozess des ‚Aufwachens‘. In diesem Prozess lernen wir unsere wahre Natur kennen und die Wahrnehmung einer ursprünglichen Freude in uns. Achtsames und kontinuierliches Üben der Yin Yoga Praxis bringt uns diesem Prozess näher.

Die Verbindung von Körper und Geist, ist in der Yin Yoga Praxis ganz deutlich zu spüren. Bewusst werden alle körperlichen Anspannungen gelöst und zugleich auch alle geistigen Erwartungshaltungen an uns selbst losgelassen . Ein Annehmen, ein 'So-Sein-Können' wie man gerade an diesem Tag, in dieser Stunde ist und sich fühlt, wird bewusst zugelassen und wahrgenommen. Das kann anfangs befremdlich wirken, wird jedoch mit jedem Üben einfacher und selbstverständlicher und jedem zugänglich und klarer. So gewinnt man nach und nach Zugang zu seinem eigentlichen, wahren Selbst und zu angenehmer Gelassenheit durch die Gewissheit dessen wer man ist und woher man seine Energie schöpfen und aufladen kann. Diese einmal erkannte Gelassenheit begleitet uns in den Alltag und erleichtert uns den Umgang mit sonst oft unüberwindbar scheinenden Situationen.

Yin Yoga und Faszien

Die Faszien (Bindegewebe) oder wissenschaftlich auch 'Meridiangewebe' genannt, werden durch die Yin Yoga Praxis in der Tiefe erreicht. Denn die langen, ruhigen Haltungen mit entspannter Muskulatur erreichen die langen Faszienketten des Körpers. Durch das passive Dehnen, wird Flüssigkeit aus den Faszien ausgequetscht und im Anschluss wieder an das Gewebe vermehrt und entschlackt abgegeben. Dadurch werden die Faszien elastisch und kräftig. Ein straffes, kräftiges Bindegewebe zeigt sich äußerlich z.B. durch die Glättung der Hautoberflächenstruktur (u.a. Anti-Cellulite-Effekt) und innerlich durch das lösen von Verspannungen und oft chorischen Schmerzen.

Faszien werden auch als 'Sinnesorgan' bezeichnet, da sich in ihnen die größte Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellenenden befinden die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen überschütten. Stress, Unruhe, Angst uvm. wird so körperlich wahrgenommen und führt zu Verspannungen, chronischen Schmerzen und Krankheiten. Das klingt übel. Ändert man jedoch die Perspektive, so gibt es hierzu einen Umkehrschluss: Ruhe, Gelassenheit, Freude usw. haben positive körperliche Wirkung und lockern und lösen damit Verspannungen udgl.. Zudem ist das Fasziennetz stark regenerationsfähig und kann damit immer (in jedem Alter und nach jeder Schädigung) wieder bearbeitet, entfilzt und stimuliert werden. Es ist nie zu spät und nie zu früh für Yin Yoga!

Faszien formen zudem unseren Körper und sind maßgeblich für unser äußeres Erscheinungsbild verantwortlich. Wenn durch die Yin Yoga Praxis die Faszien stimuliert werden und sich dadurch die Lage der Muskeln (die von den Faszien umhüllt und geformt werden) sowie die Gleitfähigkeit der Faszien verändern, kommt es nicht nur zu einer größeren allgemeinen körperlichen Flexibilität und gesünderen Beweglichkeit der Gelenke , es kann sich auch unser äußerer Körper überraschenden verwandeln.

Wirkungen von Yin Yoga


  • Dehnung des tiefen Bindegewebes ( Fasizenketten )
  • Schafft Raum zwischen den Knochen, Muskeln und Organen
  • Öffnet die Gelenke und stimuliert den Flüssigkeitsaustausch
  • Regt die Neubildung von Gelenksflüssigkeit an
  • Stoffwechselanredend
  • Verstärkter Abtransport von Giftstoffen und eingelagerten Schlacken
  • Strahlenderes Aussehen, gefestigtes Gewebe, verbessertes Hautbild
  • Gewinnung von mehr Beweglichkeit und Flexibilität
  • Loslösung von gespeicherten Emotionen in unserem Bindegewebe ( Faszien )
  • Gewinnung von Leichtigkeit in der Bewegung und Freude im Herzen
  • Zugang zur inneren Gelassenheit, Vorstufe zur Meditation
  • Versorgung, Harmonisierung und Lenkung der Energie im Körper
  • Verbesserung der Organfunktionen
  • Stimulation der Meridiane die auf unsere Organe und unser gesamtes Körpersystem wirken

Chi, Prana – Meridiane, Nadis | Dan Tien, Chakren – China, Indien

In China und Indien hat sich eine Philosophie entwickelt, die im System gleich ist aber wir deren Inhalte unter verschiedenen Namen kennen.

So heißt die Lebensenergie in Indien ' Prana' und wurde in der chinesischen Tradition als 'Chi' benannt.

Diese Lebensenergie 'fließt' durch unseren Körper durch Kanäle , die im Indischen 'Nadis' und im Chinesischen 'Meridiane' heißen.

In China werden durch die Medizin der Akkupunktur diese Meridiane stimuliert und gereinigt. Die meisten Meridiane sind Organen zugeordnet mit deren Gesundheit sie in direkter Verbindung stehen.

Bei uns im Westen wurde herausgefunden, dass das Fasziennetz ähnlich der Meridiane durch unseren Körper verläuft und damit werden die Faszien heute wissenschaftlich auch 'Meridiangewebe' genannt.

In China und in Indien wird die Energie (Chi, Prana) zwischen den Kanälen (Meridianen, Nadis) in Zentren gesammelt und vereinfacht gesagt weiter durch den Körper verteilt. Diese Zentren reihen sich entlang der Wirbelsäule über einander und sind durch den Hauptkanal 'Sushumna Nadi' oder bei den Meridianen durch das 'Gouverneursgefäß' und das 'Konzeptionsgefäß' verbunden. Diese Zentren sind aus Indien mit der Bezeichnung ' Chakren' bekannt und diese gibt es ebenso im chinesischen System als 'Dan Tien', die aber bei uns weniger bekannt sind.

Der Chi-Fluss durch die Meridiane ist in China mit der 5-Elementen-Lehre verbunden. Alle Organe sind je einem oder mehreren Meridianen sowie einem Element zugeordnet . Die Elemente sind durch ihre jeweiligen Eigenschaften unseren Verhaltensweisen und Emotionen zugeteilt. Um es zu vereinfachen, hier 2 Beispiele:


  1. Blockaden entlang des Lungenmeridians können körperlich als Schmerzen im Brustbereich, Husten, Mandel- oder Kehlkopfentzündungen oder Hautproblemen in Erscheinung treten und sich innerlich als andauernde Traurigkeit oder durch häufiges unbewusstes Seufzen bemerkbar machen.
  2. Störungen entlang des Nierenmeridians können sich körperlich als Gehör- und Gleichgewichtsstörungen, Problemen mit Knochen und Knochenmark, Problemen mit Gelenken und Gelenksflüssigkeiten oder Problemen mit zu häufigem Wasserlassen, Impotenz, Dysbalancen im Hormonsystem, Beschwerden im urologischen/gynäkologischen Bereich zeigen und sich innerlich durch häufige Furcht und Angst, Selbstzweifel, Vertrauensverlust oder emotionaler Unklarheit und Unsicherheit sowie einem Gefühl, dass man die tägliche Last nicht mehr tragen kann, auszeichnen.

Ebenso sind in der Indischen Philosophie die Chakren bestimmten Emotionen, Organen, Elementen zugeordnet (gerne hierzu mehr in meinem Beitrag über Chakren).

Nun wisst ihr, dass es sich beim 'Chi-Fluss' und beim 'Fluss des Prana' durch die 'Nadis' oder die 'Meridiane' um das selbe System handelt das jedoch in 2 unterschiedlichen Traditionen entstanden ist - was es umso spannender macht. Sehr oft werden bei uns im Westen beide Traditionen ganz locker vermischt so als ob wir von ein und dem selben System sprechen würden.
Zum Beispiel fließt bei uns das Chi (China) ganz schnell mal durch die Chakren (Indien) oder das Prana (Indien) durch die Meridiane (China). Es ist im Grunde ja auch inhaltlich nicht falsch. Es führt nur dann zur Verwirrung, wenn man nicht weiß, dass mit den unterschiedlichen Wörtern aus unterschiedlichen Ländern, das nahezu Selbe inhaltlich gemeint ist. Dies soll hiermit für euch aufgelöst sein.

Zurück zur Yin Yoga Praxis und ihren Bezug darauf:

In der Yin Yoga Praxis werden einzelne Meridiane und/oder Chakren bewusste stimuliert . Das fördert die Gesunderhaltung der damit in Beziehung stehenden Organe und regt zur Harmonisierung bei möglichen Disbalancen an. Dies sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler Ebene.

So stehen üblicher Weise Yin Yoga Einheiten unter einem speziellen Thema wie z.B. dem Element Wasser oder dem Herz-Chakra usw.. Die jeweiligen Asanas werden in diesen Einheiten dann speziell dem Thema passend ausgewählt.

Der Unterschied zu Yang Yoga Stilen

Warum Yin? Yin und Yang kommt aus der taoistischen, chinesischen Philosophie. Bekannt ist es durch das Kreiszeichen das durch eine geschwungene Linie hell und dunkel trennt, wobei je ein Teil des einem als ein Punkt im Teil des anderen vorhanden ist.

Yin steht u.a. für:


  • Tiefe
  • Nacht, Mond
  • Herbst, Winter
  • Raum
  • Erde, Wasser
  • Kälte
  • Stabilität, Ruhe
  • Passivität
  • Schatten
  • innen
  • langsam
  • weibliches Prinzip

Yang steht u.a. für:


  • Höhe
  • Tag, Sonne
  • Frühjahr, Sommer
  • Zeit
  • Himmel, Feuer
  • Hitze
  • Wandlung, Dynamik
  • Aktivität
  • Licht
  • außen
  • schnell
  • männliches Prinzip

Im Leben ist es immer wichtig ein gesundes Maß beider Teile, eine Harmonie zu finden. Wenn wir eine hektische Zeit haben, getrieben und unruhig sind, ist es wichtig Yin zu fördern und umgekehrt. Eine Yin Yoga Praxis ist eben genau diesem Yin zuzuordnen und unterscheidet sich von einer Yang Yoga Praxis (z.B. Vinyasa Yoga , Hatha Yoga) durch die Ruhe, Langsamkeit, Passivität. Yin Yoga kann unter guter Anleitung oder häufiger, bewusster Eigenpraxis als eine gute Vorbereitung zur Mediation geübt werden.

Eine Yang Yoga Praxis zeichnet sich im Gegenzug durch aktiv-muskulär gehaltene Asanas aus, fördert Kraft, Dynamik und erzeugt Hitze im Körper. Je nach aktueller Lebenssituation sollte eine Yin oder Yang Yoga Praxis deinen Tag begleiten. Es gibt keinen der beiden Yoga Praxen die besser oder schlechter wäre. Beide sind großartig! Es kommt auf die Situation, die Lebensumstände und Emotionen der Übenden an welche Praxis gerade harmonisierend wirkt.

Ich wünsche euch harmonisierende , geniale Yoga Einheiten die euch Freude bereiten , euch gut tun (mach herzlich gerne auch bei meinen YouTube-YinYoga-Videos mit). Die euch mental führen und inspirieren. Die sowohl körperlich als auch geistig stimulieren. Eine Praxis sollte immer beides verbinden, Körper und Geist - sie sind eine Einheit und sollten auch mit Achtsamkeit bewusst gleichermaßen gefördert werden. Ohne diese gleichwertige Verbindung wäre es keine Yoga Praxis. Es würde einem Turnen und Bewegen d.h. einer rein körperlichen Ertüchtigung gleichkommen.

In diesem Sinne: Namaste meine Lieben! Eure Michéle.


Ich freue mich wieder auf eure comments, likes and shares.


Literatur-, Quellenhinweis:
Hiroshi Motoyama: Theories of the Chakras, New Age Books, 2001
Paul Grilly: Yin Yoga. Outline of a Quiet Practice. White Cloud Press, 2002
Stefanie Arend: Detox mit Yin und Yang Yoga. Südwest Verlag, München, 2014
Karo Wagner, Tasja Walther: Mental Yin Yoga. Ein neues Körper- und Geistbewusstsein. Via Nova, Petersberg, 2015
Helga Baumgartner: Yin Yoga. Üben für innere Ruhe und Entspannung. BLV, München, 2017
Stefanie Arend: Yin Yoga. Der sanfte Weg zur inneren Mitte. Schirner Verlag, Darmstadt, 10. Aufl., 2018

Bild: https://www.freepik.com/free-vector/yin-yang-vector_581793.htm - Designed by Freepik


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