Was sind 'Sthira' & 'Sukha'

ViennaYoga by Michéle • Mai 24, 2018

Wie bringt man durch Sthira & Sukha body & mind in shape?

Beide Worte kommen aus dem Sanskrit.
Sthira bedeutet so viel wie: hart, fest, stabil, straff, reißfest, widerstandsfähig, dauerhaft, ausdauernd, bleibend, unbeweglich, feststehend, keinem Zweifel unterworfen. Es geht dabei um die Erdung in jeder Haltung (Asana).

Sukha bedeutet so viel wie: leicht, locker, angenehm, behaglich, freudvoll, wohlig, glücklich, glückselig, spielerisch. Auch das bezieht sich auf die Haltungen ( Asana) aber vor allem im Zusammenhang mit der Atmung, die leicht und ohne Anstrengung fließen soll auch wenn es sich um schwierigere Asanas handelt.

Der Löwenzahn (Sthira) die Pusteblume (Sukha)

Tief verwurzelt und als so man ihn als Unkraut betrachtet, hartnäckig wie fast kein zweites, wächst der Löwenzahn aus fast jeglichem Boden und Untergrund. Ob zwischen Steinplatten, aus Sand, Sumpf, Erde. Und zugleich fliegt der Samen der Pusteblume leicht und ungebunden überall hin. So vereint der Löwenzahn Sthira & Sukha wunderbar in sich. Mir gefällt dieses Bildnis aus der Natur für die Polaritäten unseres Lebens.

Das Leben besteht aus Polaritäten

Es handelt sich bei beiden, Sthira und Sukha, um Polaritäten wie bei Yin und Yang , Anspannung und Entspannung, Strebsamkeit und Leichtigkeit usw.. Patanjali schrieb in seinen Yoga-Sutren, dass diese Qualitäten/Polaritäten „Sthira & Sukha“ die Harmonie ergeben, die es zur Ausübung der Mediation braucht um die Körperhaltung mit der Geisthaltung in Einklang zu bringen.

Das ganze Leben besteht aus Polaritäten und zwischen all diesen liegt ein ‚goldener Mittelweg‘. Es geht jedoch nicht um die Findung eines ‚Mittelmaßes‘ bei der Frage nach der Harmonie und dem optimalen Energiehaushalt, geht es darum beide Qualitäten zugleich in jedem Moment in deren vollem Umfang zu integrieren, zu leben. Die Polaritäten bezeichne ich als die Würze des Lebens (z.B. Salz und Pfeffer, Licht und Finsternis). Das eine will ohne das andere nicht existieren. Diese Gegensätze ausgewogen zur gleichen Zeit zu leben (zu halten, zu pflegen) bedeutet, dass wir uns in einer Ausgewogenheit und Harmonie befinden.

Achtsamkeit im Umgang mit dir selbst in deiner Yoga-Praxis

Wenn wir diese Polaritäten praktisch anwenden, bedeutet das, dass wir zu allererst verstehen sollten, dass wir uns und unserem Körper gegenüber eine Selbstverantwortung haben. Wenn die Yogalehrerin das Prinzip von Sthira & Sukha verbal anleitet, geht es darum euch daran zu erinnern, achtsam bei der Ausübung der Asanas zu sein. Und zwar in dem Sinne, dass ihr zugleich stabil in eurer Haltung seid (auch wenn es sich zB um eine Balancehaltung handelt) und zeitgleich in aller Ruhe und angenehm den Atem fließen lassen könnt. Für jede einzelne Asana gibt es Varianten und Modifikationen um diese dem jeweiligen Fitness-/Kraft-/Ausdauerlevel anzupassen, sodass beide Qualitäten gleichzeitig angewandt werden können.

Sucht euch daher einen Unterricht aus, bei dem auf diese Variationen bei der Anleitung eingegangen wird und übernehmt euch nicht. Die angesprochene Achtsamkeit und Selbstverantwortung liegt immer bei dir selbst. Mache dir bei jeder Übung bewusst, wie du dich damit fühlst. Alles was schmerzt, bei dem du dich verkrampfst oder nicht mehr gelassen atmen kannst, sollte eigenständig von dir ab-/um-variiert werden. Ihr könnt das gut testen, wenn ihr euch in eine Haltung/Asana begebt und in der Endposition eure Gesichtszüge bewusst wahrnehmt. Liegt dein Gesicht in tiefen Furchen und Falten, die Augen verkniffen, die Wangen aufgeblasen oder beißt du dir eventuell auf die Lippen oder knirscht mit den Zähnen? Versucht euer Gesicht zu entspannen, zu lächeln und den Atem ruhig fließen zu lassen. Wenn das nicht möglich ist, geht aus der Haltung so weit zurück, bis diese mit Leichtigkeit, einem Lächeln und ruhigem Atem möglich ist.

Wie bringt man durch Sthira & Sukha body & mind in shape?

Die Energie kann nur dann gut fließen, wenn wir mit Leichtigkeit unseren Atem/Prana durch den Körper strömen lassen. Im Alltag haben wir zumeist einen Überhang an Sthira : Leistungsdruck, Zeitmangel, Anspannungen und Stress sind allgegenwärtig und diese Einseitigkeit spiegelt sich oft in einem kranken, verspannten, Körper und Geist wieder.

Wenn wir unseren Atem und Körperhaltung beobachten , können wir sehr viel über unsere mentale Verfassung erfahren. In Stressmomenten sind oftmals unsere Schultern zum Nacken hochgezogen und wir atmen hastig und flach. Wenn wir demotiviert, traurig oder sorgenvoll sind, nehmen wir häufig eine gebückte Haltung an, lassen den Kopf hängen und atmen oft zu wenig ein. Manchmal verlieren wir die Achtsamkeit auf unseren Körper so sehr, dass sich diese Haltungen manifestieren und unsere Gemütszustände damit prägen und fixieren.

Mit Sukha kommen wir aus diesen eingefahrenen Modellen wieder heraus. Durch bewusstes Atmen und das Bewusstsein darüber, dass Atem und Körperhaltung unsere Zustände produzieren und verändern können , ist es möglich, Leichtigkeit und Freude in uns zu schaffen.

Leistung, Ehrgeiz, Antrieb, Kraft, Stabilität (Sthira) sind beglückende Eigenschaften, die unser Leben erfolgreich und lohnenswert machen. Vor allem aber wenn wir sie mit Freude und Leichtigkeit (Sukha) bewältigen (können).
Viele möchten einen well formed & strong body. Andere möchten ihren mind aktivieren und trainieren. Die Meisten streben nach beidem. Und das ist auch gut so. Wenn wir jedoch beim Bodyworkout zu hartnäckig, ohne Freude aufgrund mangelnder Leichtigkeit agieren oder umgekehrt, mit mangelnder Ausdauer und Kraft, werden wir vermutlich unbefriedigende Ergebnisse erzielen. Wenn wir unseren Geist mit zu viel Input überfordern ohne die Freude der Fantasie und genügend Zeit für Verknüpfungsprozesse, werden wir ebenso unbefriedigt bleiben.

Die Dosis sagt was los ist

Beide Qualitäten, Sthira & Sukha, zugleich in jedem Moment in deren vollem Umfang (jederzeit zeitgleich von beiden die volle Dosis) zu integrieren, zu leben, darum geht es! Und genau so bekommt man body & mind in shape - sogar nachhaltig.

Es geht ausdrücklich nicht darum ein Mittelmaß zu finden!

Dazu ist es nötig achtsam zu sein mit sich selbst und dann loszulassen und Sthira & Sukha zuzulassen . So können wir unser volles Energiepensum schöpfen, leben und zugleich teilen, weitergeben, ausstrahlen.

Sei, werde oder bleib immer in achtsamer Verbindung mit deinem Atem und deiner Haltung. Liebe und genieße dich, dein Umfeld und das Leben mit Gleichmut von Sthira & Sukha in und mit voller Energie.

In diesem Sinne: Namaste meine Lieben. Eure Michéle


Wie geht es dir jetzt mit Sthira & Sukha – Stabilität & Leichtigkeit? Nimmst du deine Grenzen durch eine Unausgewogenheit dieser Polaritäten im Alltag achtsam wahr? In welchen Situationen könntest du öfter den Gleichmut von Sthira & Sukha gebrauchen?

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Literaturhinweis:
P. Y. Deshpande, Bettina Bäumer: Die Wurzeln des Yoga. O.W. Barth Verlag, Bern, Neuausgabe 2010
Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute. Verlag Via Nova, Petersberg, 6. Aufl. 2016
Gurmukh, Gathryn Michon: Die 8 Gaben des Menschen. Die Chakras heilen und stärken durch Kundalini Yoga. Übers. v. Karen von Hardenberg, Theseus in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld, 3. Aufl., 2016


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