Entspannungstipps für 'Viel-SitzerInnen'

ViennaYoga by Michéle • Jan. 14, 2020

Ursachen von Verspannungen verstehen. Symptome lindern und lösen.

Entspannung

Wer etwa stundenlang am Schreibtisch sitzt und mit Bildschirmarbeit beschäftigt ist, kennt vermutlich die klassisch-verkrampfte Körperhaltung mit rundem Rücken, nach-vorne-geschobenen Nacken und oft begleitet mit leicht hochgezogenen Schultern. 

In dieser Position verspannt sich unser Nacken, der obere Rücken- und Schulterbereich. Durch die Wirbellöcher der Halswirbelsäule verläuft die Arterie, die Blut vom Herzen zum Gehirn pumpt. Die Hauptblutversorgung des Gehirns ist durch den nach-vorne-geschobenen Nacken gestört (Arterie wird durch die verschobenen Wirbel blockiert), was zu Müdigkeit, Sehschwäche, Kopfschmerzen und ähnlichen Symptomen führt. 

Insgesamt ist die Wirbelsäule der Kanal für die Rückenmarksnerven und damit die Verbindung zwischen Gehirn und Körper. Jede Verschiebung der Wirbel entlang des gesamten Rückens hat nicht nur muskuläre Verspannungen, sondern zudem auch energetische Blockaden oder Nervenschmerzen über das motorische Nervensystem (autonomes und somatisches NS) zur Folge.

Was passiert bei einer Muskelverspannung

Der verspannte Muskel verkürzt sich, er zieht sich zusammen. Da sich die Muskelfasern nur bei Entspannung öffnen, ist der so wichtige Nährstoff-austausch (abgeben von Schlackstoffen/Giftstoffen und aufnehmen von Nährstoffen) nur im entspannten Zustand möglich.

Ein verspannter Muskel weist bald schon einen Nährstoff- und Flüssigkeitsmangel auf, wodurch er ‚versauert‘ und sich infolge dessen noch weiter zusammenzieht und verhärtet.

Handelt es sich bei verspannten Muskeln um jene, die 2 Wirbel zusammen halten, entsteht durch deren Verkürzung ein ständig zunehmender Zug auf die beiden Wirbel und ein damit erhöhter Druck auf die Bandscheibe zwischen diesen Wirbeln, was zu einer Entzündung führen kann. 

Bei einem so entstandenem Schmerz geht über das Nervensystem der Befehl an unser Gehirn, die Schmerz-Region ‚still zu legen‘, das heißt nicht mehr zu bewegen. Ein nicht Bewegen führt jedoch dazu, dass der Muskel noch mehr verhärtet und verkrampft, da kein Stoffwechsel mehr statt findet (Nährstoff-austausch, also Stoffwechsel ist nur bei Bewegung und Entspannung durch sanfte Dehnung möglich). So ‚beißt sich letztlich die Katze in den Schweif‘. 

Häufige Beschwerden und Ursachen von Muskelverspannungen

Allem voran leiden die meisten von uns (‚Volksleiden‘) unter Rücken- und Nackenverspannungen. Sowie auch an Schmerzen in den Armen und Schultern.

Rückenschmerzen sind oft durch einen verspannten und in Folge dessen, verkürzten Iliopsoas gegeben. Dieser verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken und den Beinen. Beginnend bei der unteren Brustwirbelsäule, den Lendenwirbeln, verläuft er durch das Becken, über die Leisten (Hüftbeuger) zum Oberschenkel. 

Wenn wir viel sitzen, verkürzt sich dieser Muskel in unserer Leistengegend und wenn wir aufstehen und hier Länge benötigen, um aufrecht stehen zu können, zieht dieser Muskel diese ‚nicht vorhandene Länge‘ von seinem Ursprung (Brust-/Lendenwirbelsäule) nach unten. Dadurch entsteht ein übermäßig großer Druck auf unsere Bandscheiben im unteren Rücken (oft kommt es zu einem Hohlkreuz als ‚Schonhaltung‘ und einem leichten ‚in-die-Knie-gehen‘ um damit den unteren Rücken ein wenig zu entlasten).

Auch der weit bekannte Ischiasnerv führt häufig zu Schmerzen im unteren Rücken. Bei einer schwachen Gesäßmuskulatur (verursacht durch z. B. häufiges, langes Sitzen) kommt es zu einem Einklemmen dieses Nervs durch den verkürzten/verkrampften Birnenmuskel im Gesäß. Dabei wird der Nerv direkt an den Knochen des Beckens gedrückt und es kommt zu einer Nerven-Entzündung und damit zu stechenden Schmerzen im unteren Rücken, Gesäß oder Oberschenkeln.

Verkürzungen der Brustmuskeln durch unsere Körperhaltung bei der Bildschirmarbeit – also wenn wir unsere Schultern nach vorne und zusammenrollen – führen zu Schulter- und Nackenschmerzen. Vor allem kann aber auch Stress zu Verspannungen vor allem im Nackenbereich führen.


Hilfe: auf 2 Ebenen arbeiten

1. Psychologisch (geistig):
  • Erkenne deine Denk- und Verhaltensmuster
  • Werde dir deiner Gemütsverfassung bewusst: ‚was sitzt dir im Nacken?‘, ‚welche Last trägst du auf deinen Schultern?‘
  • Versuche mit Achtsamkeitsübungen ganz bewusst deinen Körper wahrzunehmen
  • Nimm in unterschiedlichen, alltäglichen Situationen ganz bewusst die Stellung deiner Wirbelsäule wahr, wie sie innerlich verläuft, wo es eventuell zu Blockaden kommen könnte
  • Auf welcher Höhe sich gerade deine Schultern befinden, dein Nacken, dein Becken, deine Hüften
  • Hier geht es nicht darum etwas zu verändern, nur wahrzunehmen
  • Die Veränderung geschieht dann ganz von selbst – du beginnst dich von ‚innen hier auf-, aus- und einzurichten‘
2. Physiologisch (körperlich):
  • Mache dir klar, dass keine Bewegung zu keiner Besserung führt
  • Lerne wie man Muskeln entspannt (z. B. mit Yin Yoga)
  • Kräftige stützende Muskeln (z. B. deinen Bauch, Gesäßmuskeln mit sanftem Hatha Yoga)

Verspannungs-Symptome:

Um typische Verspannungs-Symptome und mögliche Begleiterscheinungen wie:
  • Schmerzende, eingeschränkte Beweglichkeit der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule
  • Stechende Schmerzen bei Kopf-, Schulter- oder Rückenbewegungen (z. B. beim Aufstehen nach längerem sitzen)
  • Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit
  • Ausbreitende Schmerzen in die Schultern, den oberen Rücken oder in die Arme
zu reduzieren oder zu lösen ist es gut dir zuerst der Ursachen bewusst zu werden. 

Diese könnten sein:
  • Stress und emotionale Probleme
  • Schlechte Körperhaltung, die über längeren Zeit über eingenommen wird (z. B. beim statischen Sitzen vorm Bildschirm)
  • Zu wenig Bewegung – infolgedessen verklebte Faszien und verhärtete, verkürzte Muskelfasern sowie Übersäuerung des Gewebes
  • Einseitige Belastungen (Fehl- oder Überbelastungen)

Entspannungs-Tipps für 'Viel-SitzerInnen':

  • Regelmäßiges Bewegen
    • mache bei deiner Bildschirmarbeit immer mal wieder eine Pause und bewege dich sanft
    • mobilisiere deine Gelenke (z. B. durch sanfte, kreisende Bewegungen)
    • dehne sanft deinen Nacken, deine Schultern, deine Leisten
    • ziehe sanft und langsam beim Einatmen deine Schultern ganz hoch zu den Ohren und lass sie sanft und gelöst, ausatmend nach unten fallen (ca. 3-5 Wiederholungen)
    • Vorsicht: vermeide ruckartige Bewegungen. Führe alle Übungen bitte immer langsam und bewusst sanft aus.


  • Gönne dir selbst hin und wieder eine sanfte Nacken- und Kopfmassage
    • massiere dabei mit deinen Fingern in kreisenden Bewegungen sanft deinen Nacken, deine Schläfen, deinen Kopf
    • wenn du hierzu ein Massageöl mit Aromatherapieduft verwendest, entspannt das zusätzlich auch deine Sinne

  • Trinke ausreichend Wasser oder warme Kräutertees (etwa 2-3 Liter pro Tag) 
    • um dein Gewebe elastisch zu halten 
    • und den Stoffwechsel zu unterstützen

  • Um deinen Parasympathikus zu aktivieren (den Nerv, der für die Entspannung und Ruhe in deinem Körper zuständig ist), 
    • versuche bewusst hin und wieder zu gähnen
    • du kannst dazu bei leicht geöffnetem Mund deinen Unterkiefer zu einer Seite ziehen und so lange zur Seite gezogen halten, bis ein Gähnen einsetzt oder deine Tränenflüssigkeit zunimmt (das kann gut bis zu 1 Minute dauern und wird je öfter du übst rascher auslösbar werden)
    • wechsle danach die Seite mit dem Unterkiefer

  • Um deine Muskeln zu entspannen hilft auch öfter eine warme, ausgiebigere Dusche, ein warmes Vollbad oder ein Besuch in der Sauna
    • Wärme entspannt deine Muskeln
    • lege dazu auch gerne ein Wärmekissen oder eine Wärmeflasche auf die verspannte Region
    • mache Yoga bei mir im 3. Bezirk in Wien

  • Achte bewusst auf einen für dich passend eingerichteten Schlafplatz
    • suche ein für deinen Schlaftyp optimales Polster 
    • und eine zu dir passende Matratze
    • sorge für ausreichend frische Luft im Schlafzimmer

  • Versuche deinen Arbeitsplatz ergonomisch auszurichten, um einer schlechten Körperhaltung vorzubeugen
    • hier gibt es viele Tipps im Internet vom Ausrichten der Höhe und Entfernung des Bildschirms zu den Augen, den Lichteinfall, die Höhe und Beschaffenheit der Sitzmöglichkeit und Lehne > hier findest du gute Tipps dazu

  • Lasse bereits akute Beschwerden nicht unbehandelt und wende dich z. B. an eine/n erfahrene/n MasseurIn oder OrthopädIn



Ich wünsche dir viele wohltuende Momente bei deiner Entspannungs-Praxis und freue mich, wenn ich dich auf einer Reise zu mehr Wohlbefinden ein Stück weit begleiten darf!

In diesem Sinne: Namaste meine Lieben! Eure Michéle.

Ich freue mich wieder auf eure comments, likes and shares.

Literaturhinweise:
Remo Rittiner: Das große Yoga-Therapiebuch. Yogapraxis für die Gesundheit und einen klaren Geist. Verlag Via Nova, Petersberg, 6. Aufl. 2017 
Mark Stephens: Yoga-Therapie. Methoden und Übungen zur Behandlung von Beschwerden und Krankheiten. Riva Verlag, München, 1. Aufl. 2019 
Anna Trökes, Bettina Knothe: Neuro-Yoga. Wie die alte Weisheitspraxis auf unser Gehirn wirkt. O.W. Barth Verlag, München, 2014
Stanley Rosenberg: Der Selbstheilungsnerv. So bringt der Vagus-Nerv Psyche und Körper ins Gleichgewicht. Vak Verlag, Kirchzarten bei Freiburg, 7. Aufl. 2019
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